In eigener Sache - Grundgedanke VOR der Anschaffung eines Hovawartes
Frau Sowieso möchte einen Hund. Aber nicht irgendeinen. Sie möchte einen Hovi (oder eine andere Gebrauchshunderasse), weil er so schön ist, gelehrig und so wunderbar sportlich. Auch ein Züchter wurde schon gefunden. Der gewünschte Welpe zog mit 8 Wochen ein, war mit 3 Monaten noch nicht so ganz stubenrein und man klagte über blaue Flecken an Händen und Armen, da der Hovi diese gerne auch als Spielzeug missbrauchte. War ja alles nicht so schlimm, der Hovi ist ja noch klein. Jetzt ist er 11 Monate alt und hat sich mit einer Beagle Hündin wegen eines Balles gefetzt. Die Beagle Hündin trug eine Macke im Ohr davon. Frau Sowieso ist jetzt ein bisschen enttäuscht und sie wird dem Hovi nun erklären, dass man sich wegen eines Balles nicht streiten muss, denn andere Hunde sind was tolles.
Frau Sowieso ist nach dem Vorfall schon etwas nervös und überlässt ihren Mann nun das Gassi gehen. Der Hovi hat ja auch schon 33 kg und ordentlich Kraft. Bei einem Spaziergang treffen sie auf einen anderen Hund und der Hovi beginnt an der Leine zu stänkern. Kompetente Menschen in sozialen Netzwerken haben ihnen geraten “Nein” zu sagen und einfach umzudrehen. Doch der Hovi wird in seinem Vorhaben blockiert und plötzlich packt er sein Herrchen am Bein. Der Oberschenkel blutet und das Bein schillert in sämtlichen Farben grün und blau. Deshalb weicht man nun allen anderen Hunden aus um so eine Situation nicht noch ein mal hervorzurufen.
Ein paar Monate später kommt Schwiegermama zu Besuch. Man sitzt gemeinsam in der Küche und unterhält sich bis Schwiegermama aufspringt, weil sie noch etwas zeigen will. Der Hovi springt einen Sekundenbruchteil danach auf, positioniert sich vor Schwiegermama und bellt sie forsch an. Das ist der Punkt in dem alle Angst haben. Damit so eine Situation nicht noch einmal passiert, wurde der Entschluß gefasst, den Hund abzugeben. Natürlich in Hovi-erfahrene Hände - er ist ja eigentlich soooo lieb.
Zugegeben, ich kenne diese Familie nicht, aber diese Geschichte ist ein Beispiel, wie es leider in vielen Fällen aussieht. In Fällen, wo sich unbedarfte Menschen einen GEBRAUCHSHUND als Familienhund aussuchen. Es hätte selbstverständlich noch ganz anders laufen können, sich anders zuspitzen können oder sogar noch Kinder involviert sein. Wie dem auch sei, solche Geschichten sind kein Einzelfall. Aber WARUM?? Warum werden Hovis, DSH, Malinois, Herder und Co. so häufig im Alter von 2-3 Jahren abgegeben?? Ganz einfach. Diese Hunde können wundervollen Familiehunde sein, aber es nur unter entsprechender Führung und Auslastung. Das bedeutet nicht, dass es einen Hovi genügt, wenn er 2 x in der Woche mit Frauchen joggen geht oder ab und an mal den Futterbeutel suchen gehen darf.
Einen Gebrauchshund bei sich aufzuziehen oder zu führen bedeutet konsequente Regeln sowie ein entsprechendes Vorwissen im Bezug auf den ursprünglichen Verwendungszweck zu kennen. Mindestens muss man akut jemanden bei sich in der Nähe haben (Gebrauchshundeplatz!), der entsprechende Kenntnisse in der Ausbildung dieser Gebrauchshunde besitzt. NEIN, simple Konsequenz, selbsternannte Hundeschulen, soziale Medien und Ball spielen genügen eben nicht.
Gebrauchshunde wurden jahrelang gezüchtet um einen wichtigen Job für den Menschen zuverlässig zu erledigen. Herden hüten, den Herren/Haus und Hof verteidigen. Wenn solche Hunde damals leicht davon abzubringen wären, indem man einfach plump die Richtung wechselt oder ein Stück Wurst hinwirft, hätten sie ihren Job niemals zuverlässig ausgeübt und ihre Besitzer wären unter Umständen ziemlich schnell existenzlos.
Ein Gebrauchshund ist ein Gebrauchshund. Ein toller Hund, wenn man sich all seiner Stärken und Schwächen bewusst ist. Wenn man nur ab und zu mal joggen geht, sich nicht bewusst ist, das Hunde auch Zähne haben und diese auch einsetzen können und das Resultat davon durchaus auch blutig sein kann, wenn man nicht weiß, was “klare Führung” bedeutet, wie man einen Hund rassespezifisch auslasten kann, wie man Handlungsmuster umlenkt und man einen Gebrauchshund möchte, weil die ja cool sind, so viel lernen können und beim Joggen mitkommen können und andere Menschen davor Respekt haben, sollte man sich wahrlich für eine andere Kategorie von Hund entscheiden. Damit wäre sehr vielen Hunden geholfen und auch diverse Halter würden sich viel Leid und Stress ersparen.
Originaltext von Kimberley Jane Austin
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